Städtebauliches Konzept Pankow, Berlin
Diskursives Verfahren, 2018, Städtebauliches Konzept Prenzlauer Allee/ Erich-Weinert-Straße/ Grellstraße unter Berücksichtigung des UNESCO-Welterbes Wohnstadt Carl-Legien – Bestandteil der Welterbestätte
„Siedlungen der Berliner Moderne“, Fläche: ca. 4,5 ha | Programm: Wohnen, Gewerbe, Einzelhandel. In Kooperation mit Brenne Architekten, AG: Bezirksamt Pankow von Berlin, Verfahrenskoordination: S·T·E·R·N GmbH
Unter den Vorzeichen der wachsenden Stadt und einer anhaltenden Nachfrage nach Wohnraum ließ das Stadtentwicklungsamt Pankow 2018 im Rahmen eines diskursiven Verfahrens und in Kooperation mit den Grundstückseigentümern die Potenziale einer städtebaulichen Entwicklung eines Areals im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg untersuchen. Das ca. 4,5 ha große Untersuchungsgebiet befindet sich zwischen der Prenzlauer Allee, einer Hauptverkehrsstraße mit Wohn- und Gewerbeflächen, und der UNESCO-Welterbestätte Wohnstadt Carl Legien von Bruno Taut (1928-30), die Teil der sechs „Siedlungen der Berliner Moderne“ ist. Das Gebiet ist derzeit aus Einzelhandelsnutzungen und einer für den Prenzlauer Berg verhältnismäßig geringen baulichen Dichte zusammengesetzt. Baulich ist die Umgebung des Entwurfsgebiets durch unterschiedliche Epochen ausgeprägt: Gründerzeitliche Blockrandbebauungen, Bauten der Moderne sowie Nachkriegsbauten der 1950er bis 1970er Jahre befinden sich hier in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander.
Um für das Gebiet eine konkrete städtebauliche Struktur zu finden, die den Anforderungen an attraktive Wohn- und Gewerbeflächen entspricht und den planungsrechtlichen Rahmen für eine sukzessive Umsetzung liefert, wurde mit Unterstützung der S.T.E.R.N. GmbH ein zweistufiges diskursives Verfahren durchgeführt, das sowohl die Grundstückseigentümer, bezirkliche Fachämter und das Landesdenkmalamt miteinbezog. Das städtebauliche Konzept wurde in enger Zusammenarbeit zwischen BRENNE ARCHITEKTEN und TELEINTERNETCAFE innerhalb von sechs Monaten erarbeitet, um spezifische Erfahrungen und Kompetenzen in den Bereichen Denkmalschutz, Architektur und Städtebau zu bündeln. Ausgangspunkt für die städtebauliche Neuordnung des Areals bildet eine Vielzahl von Rahmenbedingungen. Bestehende Einzelhandelsunternehmen sollten in die neue Planung integriert werden. Dabei ist die ausgewiesene Pufferzone des UNESCO-Welterbes Wohnstadt Carl Legien einzubeziehen, die die Siedlung vor negativen Beeinträchtigungen schützt, wie auch eine ehemalige Kaufhalle und ein angrenzender Brunnen, die unter Denkmalschutz stehen. Unter Berücksichtigung der jeweiligen Interessen von Eigentümern und Bezirk sowie der Denkmalpflege wurden Ideen für eine grundstücksweise Entwicklung des Entwurfsgebiets erarbeitet. Im Vordergrund stand dabei eine zeitgemäße städtebauliche Ordnung, die eine urbane Mischung von Wohnen und Gewerbe ermöglicht.
Nach Analyse des Aufgabenverständnisses und der bauhistorischen Betrachtung der das Entwurfsgebiet umgebenden Bebauungen wurden in einer ersten Planungsrunde drei Entwurfsvarianten zur möglichen Nutzungsanordnung entwickelt. Sie beinhalten grundsätzlich eine Aufweitung des Eingangsplatzes und rücken die Bebauung von der Grundstücksgrenze ab, um die Sichtbarkeit der Wohnstadt Carl Legien nicht zu beeinträchtigen. In unterschiedlichen Anordnungen der Neubebauungen sollen Vorbereiche und Innenhöfe sowie gemeinschaftlich nutzbare Grünflächen geschaffen werden. Die Entwurfsvarianten wurden den Beteiligten anhand von Plänen und Modellen vorgestellt und nach gemeinsamer Bewertung in einer zweiten Planungsrunde überarbeitet. Das in der zweiten Planungsrunde konsensual abgestimmte städtebauliche Konzept dient dem Bezirk nun als Grundlage für die weitere Konkretisierung und grundstücksweise Entwicklung im Rahmen von einzelnen Bauberatungen mit den Eigentümern.
Mit dem erstmals im Bezirk Prenzlauer Berg durchgeführten diskursiven Verfahren für ein städtebauliches Konzept gelang es, die Belange der unterschiedlichen Akteure in Leitlinien zusammenzufassen und Grundlagen für einen anspruchsvollen Städtebau und der damit verbundenen Überbauung der Einzelgrundstücke zu entwickeln.