Haus der Statistik, Berlin – Städtebaulicher Entwurf
Städtebaulicher Entwurf und Gestaltungskonzept, 2019 – 2024 in Folge eines städtebaulichen Werkstattverfahrens, 2018-19 (1. Rang), Entwicklung eines gemischten innerstädtischen Quartiers auf dem Areal des Haus der Statistik, Fläche: ca. 3 ha | GF: ca. 110.000 qm (davon ca. 66.000 qm im Neubau) | Programm: ca. 330 Wohnungen, Rathaus Bezirk Mitte, Finanzamt, Kultur, Gewerbe, Bildung, Soziales. Mit Treibhaus Landschaftsarchitektur Hamburg. AG: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, Bezirksamt Mitte von Berlin, Berliner Immobilienmanagement GmbH, ZUsammenKUNFT Berlin eG, Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte mbH.
Weitere Informationen: Städtebauliches Werkstattverfahren
In der Mitte Berlins auf dem Areal des Haus der Statistik eröffnet sich die Chance ein urbanes Quartier mit einer besonderen programmatischen und sozialen Mischung zu entwickeln. Nicht zuletzt durch das Engagement der Initiative Haus der Statistik wurden die ursprünglichen Pläne, das Haus der Statistik abzureißen und die Flächen zu privatisieren, verworfen. Die Flächen wurden stattdessen in Landeseigentum überführt. Im Sinne der Initiative bietet sich nun die Möglichkeit einen alternativen Weg der Stadtentwicklung an diesem Standort einzuschlagen.
Das ca. 32.000 m² große Plangebiet liegt nordöstlich des Alexanderplatzes im Berliner Bezirk Mitte und grenzt somit unmittelbar an ein übergeordnetes Zentrum der Stadt. Das Areal wird umgrenzt von der Otto-Braun-Straße im Westen, der Karl-Marx-Allee im Süden, der Berolinastraße im Osten und dem Grundstück Mollstraße 4 im Norden. Der Gebäudekomplex Haus der Statistik liegt an der Schnittstelle zwischen unterschiedlichen
städtebaulichen Strukturen.
Ein wesentlicher Meilenstein für das Projekt war Anfang 2018 die Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung zwischen den fünf projektbeteiligten Partnern (Koop5): BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH, Bezirksamt Mitte von Berlin, WBM Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte mbH, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen sowie ZUsammenKUNFT Berlin eG – Genossenschaft für Stadtentwicklung (ZKB eG). Der kooperative Planungsprozess, der mit dem städtebaulichen Werkstattverfahren begonnen hat, wurde in angepasster Weise bei der Erarbeitung des städtebaulichen Entwurfes fortgesetzt. Mit einer Reihe von Abstimmungsterminen, ganztägigen Workshops bzw. Quartierslaboren und Themenabenden wurde die enge Zusammenarbeit mit der Koop5, aber auch die punktuelle Einbeziehung der Stadtgesellschaft sowie die Zusammenarbeit mit zusätzlichen Fachplanerninnen und Experteninnen (u.a. Regenwasser, Mobilität, Energie) ermöglicht und fortgeführt.
weitere Informationen: Haus der Statistik
Das neue Quartier Haus der Statistik soll als eigenständiger Stadtbaustein entwickelt werden und als solcher wahrnehmbar sein. Der neue Stadtbaustein vermittelt zwischen den großstädtischen Strukturen rund um den Alexanderplatz und dem ruhigen, grünen Wohnquartier östlich des Planungsgebietes. Die benachbarten Bebauungsstrukturen sollen im neuen Quartier nicht 1 zu 1 fortgeführt werden. Vielmehr soll ein Quartier mit einer eigenständigen und vielfältigen Struktur und Atmosphäre entstehen.
Der vorliegende städtebauliche Entwurf dient als Grundlage für weitere Planungsschritte (verbindliche Bauleitplanung und hochbauliche bzw. freiraumplanerische Qualifizierungsverfahren).
Es soll ein Projekt mit Modellcharakter entstehen, das mittels neuer Kooperationsformen und einer breiten Mitwirkung der Zivilgesellschaft Flächen für einen Nutzungsmix aus Kultur, Bildung, Sozialem, öffentlicher Verwaltung und bezahlbarem Wohnraum schafft. Die Bestandsgebäude der Nachkriegsmoderne und die Potentialflächen für Neubauten werden zum Ausgangspunkt für ein spannungsvolles Neben- und Miteinander von Alt und Neu.
Der Erdgeschosszone kommt eine besonders wichtige Rolle im Quartier zu. An diesem urbanen Standort soll sie als öffentlichkeitswirksame Zone den Kiez zu allen Tageszeiten beleben und zu einer urbanen Atmosphäre beitragen. Neben der Belegung mit geeigneten Nutzungen wird somit besonderer Wert auf die Gestaltung der Erdgeschosszone gelegt.
Die Entwicklung des Quartiers wird als Prozess angelegt, der vielfältige Möglichkeiten der Mitwirkung und Aneignung einschließt. Die von der ZKB/Koop5 entwickelten Pioniernutzungen tragen zur Aktivierung und Sichtbarkeit des Quartiers während der Sanierungs- und Bauphase bei. Seit Sommer 2019 wurden erste Flächen und Räume in den Bestandsgebäuden an PinoniernutzerInnen vergeben. Während der Bauphase (seit 2022) können temporäre Bauten an der Otto-Braun-Straße und Karl-Marx-Allee genutzt werden. So können gemeinwohlorientierte Nutzungskonzepte erprobt und eine Basis für die Nutzungsvielfalt des Quartiers geschaffen werden. Als Teil der Mitwirkung können die Ideen und Erfahrungen der Pioniernutzerinnen in den kooperativen Planungsprozess einfließen.